KaninchenDas Hauskaninchen gehört zu den jüngeren Haustieren. Bewusst gezüchtet wird mit ihnen erst seit dem späten Mittelalter.In Klöstern wurden die Tiere in Käfigen gehalten, da die Mönche, die in den Fastenzeiten vegetarisch leben sollten, Kaninchen kurzerhand zur "fleischlosen Kost" erklärten. Schon im 16. Jahrhundert züchtete man verschiedenen Rassen von Hauskaninchen als Nutztiere. Dabei züchtete man zuerst Rassen mit größerem Körpergewicht, da Wildkaninchen nur 2 bis 2,5 kg wiegen. Später züchtete man dann auch kleinere Rassen.
Ernährung von Kaninchen
Kaninchen sind Pflanzenfresser. Ihre Verdauung ist auf eine gleichmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Unterbrechungen in der Nahrungszufuhr können lebensgefährlich sein. Grundsätzlich sollte das Futter wie in der freien natur zusammengesetzt sein. Grundlage der Ernährng von Kaninchen sind Heu und Wasser. Beides muss jederzeit ausreichend vorhanden sein. Gutes Heu sollte grün sein und einen Anteil von Wiesenkräutern haben. Wichtig ist auch, dass es von biozidfreien Wiesen kommt. Der Abrieb der ständig nachwachsenden Nagezähne wird durch das Angebot von Zweigen als Nagematerial gefördert. Sogenannte Leckerlies sollten nicht gegeben werden.
Haltung von Kaninchen
Eine tierschutzgerechte Haltung von Kaninchen bedingt die gemeinsame Unterbringung von mindestens zwei dieser Tiere. Hobbyzüchter halten Kaninczhen meist draußen in hölzernen Stallanlagen. Aufgrund ihres ausgeprägten Revierverhaltens kann es bei der Integration eines neuen Tieres zu Rangkämpfen kommen.
Herkunft und Rassen
Kaninchen sind von der Klassifizierung her keine Nagetiere, sie gehören zur Ordnung der Lagomorpha = Hasenartige = Doppelzähner, Familie Leporidae (Hasen), Gattung: Oryctolagus cuniculus, Art: europ. Wildkaninchen
Unsere Hauskaninchen stammen vom Europäischen Wildkaninchen ab, das mittlerweile fast über die ganze Erde verbreitet ist, weil es von uns Menschen überall angesiedelt wurde.
Bereits im 16. Jahrhundert begann man mit der Zucht verschiedener Hauskaninchenrassen. Sie wurden zunächst hauptsächlich als Fleisch- und Pelzlieferanten gezüchtet und somit entstanden zuerst die großen Rassen. Später züchtete man die verschiedenen Hauskaninchen in unterschiedlichen Größen und mit sehr verschiedener Fellstruktur, Farbgebung und Gestalt.
Unterschieden wird zwischen:
Großrassen (von ca. 5 - 8,5 kg Körpergewicht): Deutscher Riese grau, Deutscher Riese weiß, Deutscher Widder, Deutscher Riesenschecke
Mittelgroße Rassen (von ca. 3 - 5 kg Gewicht): Alaska, rote und weiße Neuseeländer, Meissner Widder. (Diese Tiere gehören leider mittlerweile zu den vom Aussterben bedrohten Haustierrassen)
Kleine Rassen (2,00 bis 3,00 kg): Perlfeh, Holländer, Deutscher Kleinwidder, Hermelin, Widderzwerg und nach Farbschlägen, wie russenfarbig, lohfarbig, japanerfarbig. Kurzhaarrassen: Rexkaninchen, Castor Rex, Feh-Rex, Dalmatiner Rex, Rexzwerge Langhaarrassen: Angora, Jamora, Fuchskaninchen und auch wieder Fuchszwerge.
Der Begriff Zwergkaninchen ist für alle Kaninchen geprägt worden, die unter 2 kg wiegen
Kaninchen leben in freier Wildbahn in großen Gruppen/Familienverbänden. Sie legen gemeinsam unterirdische Baue an, rund um diese Bauten liegt ihr Revier. Die Reviergrenzen des bis zu einem Kilometer großen Reviers werden deutlich durch Urin und Kot markiert. Kaninchen zeigen ihren Artgenossen gegenüber ein sehr ausgeprägtes Sozialverhalten. Innerhalb einer Gruppe gibt es eine sehr klare Rangordnung. Ranghöhere Tiere leben tiefer im Bau, in den Außenbereichen leben rangniedrigere Tiere. In der Dämmerung verlassen die Tiere ihre Bauten, um Nahrung aufzunehmen. Dabei bleiben sie meist dicht am Bau, um bei Gefahr schnell in ihren Bau flüchten zu können. Es gibt meist wesentlich mehr Zugänge zu dem Bau als Kaninchen, so kann ein rettender Eingang schnell gefunden werden. Kaninchen sind relativ reviertreu und bleiben meist in ihren Familien unter sich. Jungtiere und Weibchen anderer Gruppen werden allerdings durchaus mitunter ins Rudel aufgenommen, erwachsene Rammler hingegen werden sofort angegriffen und vertrieben. Kämpfe innerhalb der Familie werden ebenfalls ausgetragen, vor allem, um eine höhere Rangposition innerhalb des Rudels zu erlangen, wenn das eigene Revier / der eigene Bau verteidigt wird. Auch paarungsbereite Tiere kabbeln sich häufiger.
Es wird angenommen, dass Kaninchen innerhalb ihrer Gruppe feste Paargemeinschaften bilden. Rammler und Häsin leben gemeinschaftlich in einem Bau, sie schlafen zusammen und gehen gemeinsam auf Futtersuche. Dabei sind gerade die Rammler wohl nicht immer treu und beglücken durchaus auch andere Weibchen. Die Häsinnen hingegen sollen angeblich jeden anderen Rammler abwehren, wenn sie in einer festen Beziehung leben.
Die Tatsache, dass Kaninchen in freier Wildbahn niemals allein leben und feste Partnerschaften eingehen, sollte jedem Halter deutlich zeigen, dass Kaninchen niemals allein gehalten werden dürfen!
Zu diesem Thema finden Sie eine Sonderseite auf unserer HP:
Zwergkaninchenrassen werden ca. mit ca. 3 Monaten geschlechtsreif. Große Kaninchen (Schlachtkaninchen ab ca. 5 kg) mit 4 - 5 Monaten. Allerdings gibt es durchaus frühreife Kaninchen, von daher empfiehlt es sich, sie mit ca. 10 Wochen nach Geschlechtern zu trennen. Man kann das Geschlecht bei ausgewachsenen Tieren sehr gut unterscheiden, aber auch bei Jungtieren ist eine Geschlechtsbestimmung möglich. Drückt man den Rammlern kurz vor der Geschlechtsöffnung auf den Bauch, tritt der Penis hervor. Ist man etwas ungeübt, kann man auch von der Geschlechtsöffnung weg in Richtung Bauch mit sanftem Druck streicheln - bei Rammlern tritt dann auch nach einiger Zeit der Penis hervor.
Sollten Sie sich für ein Pärchen entscheiden, oder möchten Sie zwei Rammler aufnehmen, müssen die Rammler kastriert werden. Lassen Sie bei einem Paar den Rammler rechtzeitig kastrieren und lassen Sie ihn erst nach der Quarantänezeit von 6 Wochen zu dem Weibchen. Wir raten dringend davon ab, unkastrierte Kaninchen zusammen zu halten, bzw. die Häsin einmal decken zu lassen. Es gibt viele ungewollte Kaninchen in den div. Notaufnahmen und Tierheimen und es werden ständig mehr, es ist also nicht sinnvoll, noch mehr Kaninchen zu produzieren. Falls Sie sich Nachwuchs wünschen, lesen Sie hier weiter: Kaninchen Nachwuchs.
In fast jedem Tierheim und jeder gut geführten Notaufnahme bekommen Sie bereits kastrierte Rammler!
Wir empfehlen mittlerweile die Frühkastration vor der Geschlechtsreife, bei Zwergkaninchen zwischen der 10. und 12. Lebenswoche, bei großen Rassen bis zur 16. Woche. Danach kann der Bock gleich wieder zu seiner Familie oder mit einem Weibchen vergesellschaftet werden und bleibt nicht lange allein. Wenn Sie also ein Geschwisterpaar aufnehmen, ist es notwendig, dass Sie sich rechtzeitig einen Tierarzt suchen, der den Rammler frühkastriert. Nur dann ist keine Quarantäne nötig und der Rammler wird auch gar nicht erst anfangen seine Umgebung zu markieren.
Wenn Sie einen älteren Rammler aufnehmen, dann sollte er unverzüglich kastriert werden. Auch ältere Tiere können bedenkenlos kastriert werden, wenn sie sonst gesund sind. Wir lassen Rammler auch bis ins hohe Alter von 8 Jahren kastrieren, wenn keine gesundheitlichen Gründe dagegen sprechen.
Ein Rammler, der vor der Kastration schon geschlechtsreif war, bleibt zwischen 3 und 6 Wochen zeugungsfähig und darf also erst nach 6 Wochen Quarantäne wieder zum Weibchen!
Infos zur Kastrations Vor- und Nachsorge:
Kaninchen können nicht erbrechen und sollten auf keinen Fall vor der OP ausgenüchtert werden, das würde zu einer fatalen Verdauungsstörung führen.
Frischfutter könnte allerdings zu Fehlgärung im Darm führen, wenn es kurz vor der Narkose gegeben wird. Der frischoperierte Rammler sollte beim Tierarzt während der Aufwachphase, auf dem Heimweg und auch Zuhause bis zum vollständigen Aufwachen gewärmt werden. Legen Sie dazu eine Wärmflasche mit in die Transportbox. Die Wärmflasche muss fest in ein Handtuch gewickelt werden, damit das Kaninchen die Wärmeflasche nicht annagt.
Nach der OP ist es wichtig, das Kaninchen einige Tage möglichst sauber zu halten. Es hat sich als sinnvoll erwiesen, in den ersten Tagen nur die Toilettenecken einzustreuen und die Schlafplätze mit Handtüchern, Zeitungen, Küchenpapier oder Einstreukissen aus zulegen. Der Rammler muss in den ersten Tagen nach der OP gut beobachtet werden. Die Narbe sollte täglich kontrolliert werden und beim geringsten Anzeichen von Verdickungen an der Narbe, Eiter oder Blutausfluss, einem auffälligem Gewichtsverlust, Futterverweigerung oder sonstigen Krankheitsanzeichen ist es nötig, unverzüglich einen Tierarzt aufzusuchen. Vorsorglich wird der Rammler zusätzlich mit Vitaminen und Mineralien versorgt. Weitere Anweisungen bekommen Sie vom Tierarzt! Weitere Informationen zur OP Vor- und Nachsorge bekommen Sie hier: Operation.
Einen ausführlichen Artikel zum Thema Kastration finden Sie hier: Kastrieren oder nicht Kastrieren? von Dr. med. vet. Bernhard Lazarz
Es ist nicht möglich ein Durchschnittsgewicht für Kaninchen anzugeben. Es gibt zu viele Rassen, rassespezifische Unterschiede und auch Mischlinge. Das Normalgewicht eines Kaninchens kann ausgewachsen von 1,2 bis über 8 kg betragen. Allerdings kann ein Halter trotzdem recht gut erkennen, ob sein Kaninchen zu viel oder zu wenig wiegt. Entscheidend sind dafür die Proportionen des Tieres und der Allgemeinzustand.
Fühlt sich das Kaninchen knochig an? Sind die Knochen deutlich zu sehen und zu ertasten und sticht die Wirbelsäule hervor? Dann ist das Kaninchen zu dünn. Auf jeden Fall sollte in dem Fall ein Tierarztbesuch statt finden, um evtl. vorhandene Krankheiten (Wurmbefall, Infektionskrankheiten etc.) abzuklären. Ist das Kaninchen gesund, dann ist es notwendig die Ernährung umzustellen. Hochwertige Kräuter, Grünfutter und Knollengemüse, sowie Wurzeln sollten täglich mehrmals angeboten werden. Ebenso ist natürlich ein hochwertiges Heu für die Ernährung des Kaninchens wichtig, mitunter nehmen Kaninchen stark ab, wenn das angebotene Heu nicht nach ihrem Geschmack oder sogar verdorben ist. Bleibt das Kaninchen untergewichtig, ist es unter Umständen sinnvoll, ihm etwas Mastfutter zu geben. Hochwertige und zusatzstofffreie Kräuterpellets, wenige Getreideflocken und ggf ein wenig Trockengemüse können dann helfen, das Kaninchen auf ein Normalgewicht zu bringen. Auf keinen Fall sollten untergewichtige Kaninchen vermehrt Mischfutter oder handelsübliches Trockenfutter oder sogar Leckerchen in Form von Drops oder Knabberstangen bekommen! Diese Futtermittel sorgen auf Dauer für eine Schädigung des Darmes.
Fühlt sich das Kaninchen beim anfassen eher schwammig an, hat es ein übergroßes Doppelkinn (eine große Wamme), biegen sich die Hinterfüßchen stark zur Seite weg, hängt der Bauch über den Füßen und ist es kaum noch möglich unter dem Kaninchen durch zu schauen, wenn es läuft, dann sollte das Kaninchen dringend auf Diät gesetzt werden. Es ist nötig, zusammen mit einem Tierarzt oder einer professionellen Ernährungsberatung für Kleintiere die Ernährungsumstellung zu besprechen. In vielen Fällen hilft es schon, das häufig gegebene Trockenfutter abzusetzen (wie dabei vorzugehen ist, können Sie hier nachlesen: Futterumstellung) und dem Kaninchen mehr Bewegung zu verschaffen.